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"80 Millionen Herzen und ein Gedanke“

sascha stern (roter stern giessen) (Threadstarter) Beiträge:1255 Threads: 312
06.06.2008 21:02
Di. 24.6.2008 VORTRAG ab 20 Uhr im Infoladen, Alter Wetzlarer Weg 44, Giesen

"80 Millionen Herzen und ein Gedanke“

Fußball als nationales Medienereignis" Referent: Ansgar Warner, (Freier Autor und Mitglied im Graduiertenkolleg »Transnationale Medienereignisse« an der JLU Gießen). Inhalt: Die Verquickung von Medien, Nationalismus und Massenmobilisierung fordert auch in diesem Jahr der EM dazu heraus, den Ursachen dieses „Erfolgsrezepts“ nachzugehen. Vor dem Dispositiv der zweifelslos auftretenden nationalistischen Euphorie des Sportereignisses soll in diesem Vortrag zurück geblickt werden auf die Nutzung ähnlicher emotionaler Reservoirs in der Vergangenheit.
chrism* (Lazio Koma) Beiträge:4049 Threads: 647
18.06.2008 14:36
was war noch mal gleich ein Dispositiv?

dasch1981 (Siegfried & Oi!) Beiträge:313 Threads: 18
18.06.2008 15:07
"Der Begriff Dispositiv wurde geprägt durch die Diskurstheorie des französischen Philosophen Michel Foucault. Er versteht unter einem Dispositiv „ein entschieden heterogenes Ensemble, das Diskurse, Institutionen, architektonische Einrichtungen, reglementierende Entscheidungen, Gesetze, administrative Maßnahmen, wissenschaftliche Aussagen, philosophische, moralische oder philanthropische Lehrsätze, kurz: Gesagtes ebensowohl wie Ungesagtes umfasst. Soweit die Elemente des Dispositivs. Das Dispositiv ist das Netz, das zwischen diesen Elementen geknüpft ist“ (Foucault 1978, S. 119 f.)."
link am 18.06.2008
DennisB (Giessen Skyliners) Beiträge:469 Threads: 13
25.06.2008 02:05
Ich weiß ja nicht, inwieweit die Veranstaltung dem Flyer gerecht wird, aber den habe ich in der Mensa genüsslich zerstückelt.

Man kanns irgendwo auch übertreiben...egal wo man politisch zu dem Thema "Nationalstolz" etc. steht, aber das klang extrem nach grobem Schwachsinn.
In Deutschland geht man mittlerweile (endlich!) gut bis hervorragend mit der eigenen Geschichte um (vergleicht mal europaweit!), da muss man sich nicht das Feiern verbieten lassen, nur weil die Nazis damals nationale Propaganda beim Sport gemacht haben. Man ist Vereinsfan und hat n Vereinsschal. Fertig. Man feuert das deutsche Team an, man trägt Deutschlandfarben. Genau das Gleiche!
Dass man wachsam bleiben muss, ist klar (und wichtig, versteht mich nicht falsch), aber sowas ist einfach nur scheiße (wie gesagt, ich beziehe mich auf den völlig beknackten Flyer). Und der Text oben klingt mir fast schon zu nett (Rückblick, vormalige Nutzung...auf dem Flyer liest sich das anders).

gruß
DennisB (Giessen Skyliners) Beiträge:469 Threads: 13
25.06.2008 02:06
Zusatz:

Dass der nationale Hype eh nur von kurzer Dauer ist (wäre sonst auch nervig), hat ja die letzte WM gezeigt.
sascha stern (roter stern giessen) (Threadstarter) Beiträge:1255 Threads: 312
25.06.2008 17:47
zu dem flyer kann ich nix sagen hab ich net gelesen...

zum rest:
wahrscheinlich gaubst du das auch wirklich,
wahrschinlich ist das sogar eine meinung die ein grossteil hier teilt, oje.

es gibt ne studie von heitmeyer bezüglich den dingen die du angesprochen hast, nach der wm 06, kannste dir ja mal durchlesen, wenn du nicht so festgefahren bist.

der artikel in der FR dazu:

WM-Euphorie schürt Intoleranz
Heitmeyer-Studie widerlegt These, gesunder Patriotismus fördere Offenheit / Islamfeindlichkeit der Deutschen wächst
Vera Gaserow

Frankfurter Rundschau
Ausgabe: Deutschlandausgabe (Nr. 292)
Datum: Freitag, den 15. Dezember 2006
seitenzahl hab ich nich gefunden, aber´n link:

link
eva (roter stern giessen) Beiträge:83 Threads: 15
26.06.2008 01:17
@ dennis:
ich hätte deiner meinung da etwas entgegenzusetzen:

1. in deutschland geht man NICHT gut bis hervorragend mit der eigenen geschichte um

2. niemand verbietet dir zu feiern (wobei dir nach kurzem überlegen evtl. bessere gründe einfallen als dass ein paar profifußballer, die die gleiche staatsangehörigkeit haben wie du an einem turnier teilnehmen)

3.vereinsfan sein und deutschland-fan sein ist nicht das gleiche

4.der offen sichtbare "nationale hype" mit autofahnen, schwarz-rot-gold bemalten bäckchen und deutschland jubelparolen ist vielleicht von kurzer dauer, die ursachen und weniger offensichtlichen nachwirkungen allerdings nicht

des weiteren schreibst du, man solle dich nicht falsch verstehen. du ziehst über eine veranstaltung her, bei der du nicht anwesend warst und beziehst dich dabei auf einen flyer, der "beknackt" sei, ohne zu erklären, was daran beknackt ist. ich verstehe das nicht falsch, ich verstehe das überhaupt nicht. wenn du findest, dass es diskussionsbedarf gibt, was diese veranstaltung betrifft, dann solltest du da etwas konkreter rangehen. auf ausschmückungen wie "den flyer genüsslich zerstückelt" (soll das witzig sein?) sowie offensichtlich emotionsgeladene wertungen ("grober schwachsinn", "einfach nur scheiße", "völlig beknackt") hättest du verzichten können, denn sie verleihen deinem beitrag stammtisch-qualität, weshalb er sich eher wie die trotzige reaktion eines eingeschnappten deutschland-fans auf kritik mit der er sich nicht auseinandersetzen möchte liest, als ein ernstgemeinter inhaltlicher beitrag.
DennisB (Giessen Skyliners) Beiträge:469 Threads: 13
26.06.2008 01:23
hmm, danke für die Antwort und den Link erstmal, hab mir das sogar brav durchgelesen...

Erstmal hätte mich interessiert, wieviele Menschen befragt wurden, und wo (ich gehe mal vom Raum Bielefeld aus, rein logisch betrachtet)sie befragt wurden.

Wenn nämlich sagen wir 500 Menschen befragt werden, wären Umfrageänderungen von 5 Prozent (zB. Nationalstolz, bei anderen Entwicklungen wurden ja gar keine Zahlen genannt, leider) nämlich kein bisschen aussagekräftig. Natürlich können es auch 100.000 gewesen sein, ich möchte nur auf die Gefahren einer solchen "objektiven und definitiv richtigen" Umfrage hinweisen.

Generell zum National"stolz":

Dass der um 6 % steigt (nichtmal n halbes Jahr nach Beendigung) nach ner erfolgreichen, alle Menschen tangierenden WM, ist absolut keine Überraschung, und aufgrund der nicht ausreichend vorhandenen zeitlichen Distzanz nur wenig hilfreich oder aussagekräftig. Wenns im Jahr drauf noch genauso wäre, ok, das wäre was Anderes, aber so ist das nichts Verwunderliches oder Schockierendes, gleichwohl in weiterer Entwicklung beobachtungswürdig, ganz klar.

Zur Demokratiefeindlichkeit:

Auch hier: Ich will konkretere Zahlen, um das einfach mal so zu schlucken...dass die Menschen in den letzten Jahren politisch desinteressierter waren, ist zB. ein WM-unabhängiger Prozess gewesen, es wird in D ja auch alles schlechtgeredet bzw. stagniert tatsächlich (bis vor kurzem Arbeitslosenzahlen, Wirtschaft über Jahre allgemein. Dazu ne große Koalition, die kaum einer wollte...wie gesagt, alles an einem Event festzumachen, ist gefährlich.

Genauso gefährlich, wie sowas einfach mal so abzutun, klar, darum gehts mir aber auch nicht.
Ursprünglich gings ja um den Flyer, den du nicht kennst, und ich war nicht an der Veranstaltung, insofern überlege ich gerade ob es Sinn macht, das hier noch weiterzuschreiben.
Jedenfalls hab ich mich mit der Studie befasst...achja, UND gerade heute Nacht bei den ganzen Public Viewing Sachen und so:
Die Leute sind da um gemeinsam zu feiern, gerade die vielen Fußball-Modefans, die nichtmal n Spieler kennen, aber sich freuen, wenn mal was los ist. Da platzt niemand vor Nationalstolz, sehr vereinzelte Vollidioten mal ausgenommen.

So, das wars so ziemlich, dann nur noch was Persönlicheres:

"du denkst wohl wirklich so, ohje"

Sowas würde ich mir nicht anmaßen, wenn ich
1. den Flyer nicht gesehen habe
2. selber sage " und so denken die meisten hier wahrscheinlich auch "

-->2 was nicht heißt, dass ich mich im absoluten Recht sehe. Nur einen Flyer mit Grundaussage:

"Ja zieht doch n Deutschlandschal an, ihr naiven Nachwuchsnazis, wir sind die einzigen, die Zeichen der Zeit erkennen" den kann ich nicht ernst nehmen, und das geht auch zu weit, wenn man nicht genügend Argumente dafür hat.

Und jetzt geh ich ins Bett, bis dann
DennisB (Giessen Skyliners) Beiträge:469 Threads: 13
26.06.2008 01:39
@ Eva

Ok, doch noch nicht, also auch noc hzu deinen Punkten:

zu 1.

Du unterstellst mir mangelnde Begründung und sagst einfach, es sei nicht so. ^^
Ok...Denkmäler, finanzielle Entschädigungen, Vorsichtige Außenpolitik, viele Geschichtssendungen, 90 Prozent Drittes Reich, alle davon (so soll es auch sein) höchstkritisch und sensibel. In der Schule wird das Thema auch dauernd behandelt, Stolpersteine und kleinere, ähnliche Sachen kommen dazu(Ich bleibe jetzt mal rein bei diesem Geschichtsfeld, darum gehts hier ja, also 1933-45, ja?)

Frag mal in Belgien oder Frankreich nach, wie sie sich so sehen in Bezug auf Kolonialismus, in Österreich in Bezug auf die NS - Zeit, Russland und Stalin, die USA und die Sklavenzeit....und jetzt sag du mir, wieso es in Deutschland so sauschlecht wäre.

zu 2:

Richtig, verbieten nicht, aber es wird einem mit dem Flyer (hab ich konkret was Negatives zur Veranstaltung gesagt, außer, dass es wahrscheinlich ist, dass es sich um Flyerinhalte dreht???)
ein schlechtes Gewissen gemacht, weil Public Viewing Veranstaltungen ja wie der NS-Parteitag in Nürnberg seien.
Ja, und eigentlich ist Fußball eh doof und kein Grund zu feiern -.-
Es geht ums Gemeinschaftsgefühl, nicht um Fremdenfeindlichkeit. Ich behaupte einfach mal, dass du da etwas übersensibilisiert bist (hast mir ja schon Schlimmeres vorgeworfen, insofern

zu 3. DOCH. Exakt das Gleiche. Es gibt nur mehr Leute, die da her kommen. Wer anfängt, da zu unterscheiden, nur weil es mehr Leute betrifft, findet da natürlich auf Teufel komm raus auch irgendwann die übelsten Gruppendynamiken.

zu 4: meinst du auch die eine Studie? Ansonsten bitte ich um Erläuterungen

zum Rest: Ich hab mehrmals ausdrücklich geschrieben, dass ich mich auf den Flyer beziehe. Auch hier oben nochmal, genauer definiert. Und das Zerstückeln des Flyers mach ich generell, bei besonders schlechten tuts mir aber hinterher nicht Leid. Und bei dem dachte ich: Schnell weg damit...

So, ich hoffe, das war wissenschaftlich genug, ich habe versucht (dezidiert, ha!) zu begründen, jetzt bist du dran

gute Nacht
DennisB (Giessen Skyliners) Beiträge:469 Threads: 13
26.06.2008 01:57
Sollte ich doch nochmal klarstellen:

Dass Public Viewing genau wie der NS PArteitag in Nürnberg sei, stand so natürlich NICHT auf dem Flyer, das war eine überspitzte Form meines persönlichen Eindrucks einiger Formulierungen zwischen den Zeilen bei dem Flyer....

Ist für "Außenstehende" glaube ich wichtig...war also ne Übertreibung, die das verdeutlichen sollte, nichts Wortwörtliches.
sebb (Siegfried & Oi!) Beiträge:164 Threads: 17
26.06.2008 11:59
Hm, komische Diskussion, versteh ich nicht ganz..........ist doch alles dufte!!!!!

Und Manuel Mann(wer ihn nicht kennt, kann ja mal googlen) war gestern abend( bei der "Feierei" in MR am Rudolphsplatz) bestimmt nur da, um Lollies zu verteilen.......................

der:stadtverordnete (SpVgg Transmanisches Fußballsyndikat) Beiträge:141 Threads: 19
26.06.2008 12:24
@ sebb: rot-schwarz-goldene-ard-deutschland-lollies vielleicht?
ansonsten zu heitmeyer: zum nachlesen gibt heitmeyer jährlich die studie "deutsche zustände" heraus. und zwar für 10 jahre. läuft seit 2002 wenn ich mich nicht irre. repräsentativ ists auch. auch wenn klar ist, dass man methodisch über vieles streiten kann bekommen auch andere ähnliche ergebnisse in ihren studien heraus - wenn auch unterschiedlich in der intensität, aber die tendenz ähnelt sich.
bei allen entwicklungen ist klar, dass es bei der frage von nationalismus, demokratiefeindlichkeit, offener ausländerfeindlichkeit keine monokausalen erklärungsmuster gibt und das immer verschiedene faktoren zusammenwirken, aber das gerade hier bei solchen großereignissen wie fußball ems und wms ein hype um eine nation und ein "nationalgefühl" erzeugt werden muss m.e. als problem erkannt werden.
ansonsten stimme ich eva u. anderen in gesagtem zu.
übrigens gestern wurde der deutschland-fan marces wöll erneut zu vier monaten haft ohne bewährung wegen volksverhetzung vom gießener landgericht verurteilt.
sebb (Siegfried & Oi!) Beiträge:164 Threads: 17
26.06.2008 12:37
nee, waren"deutschland- endlich wieder eine macht"-lollies, glaube ich....
Herget (Lazio Koma) Beiträge:1089 Threads: 29
26.06.2008 12:51
ohne mich allzu sehr in diese seltsame diskussion einzuklinken:

das hier...

"viele Geschichtssendungen, 90 Prozent Drittes Reich, alle davon (so soll es auch sein) höchstkritisch und sensibel"

...hab ich jetzt 3 mal gelesen und hab jedesmal gleich reagiert:

ansonsten kann ich weder zum flyer noch der veranstaltung was sagen, hab keins davon gesehn/besucht.
DennisB (Giessen Skyliners) Beiträge:469 Threads: 13
26.06.2008 15:04
Ok

Ein Nazi war beim Feiern, ein Nazi, der komischerweise auch noch Deutschlandfan ist (wie seltsam, als deutscher Faschist), wurde verurteilt (hoffentlich für immer...), deswegen ist meine ganze Argumentation natürlich völlig dämlich und an den Haaren herbeigezogen.

Nochmal zusammenfassend, ich wiederhole mich da gerne:

Man muss bei solchen Sachen natürlich ein wachsames Auge draufhaben, aber man sollte es nicht immer gleich übertreiben. Und zentral gings um den Flyer, aber haut ruhig unpassende Beispiele dazwischen!

Und die Geschichtssendungen sind zu mind. 90 Prozent beim Thema 3. Reich hochsensibel, was die Terminologie und die Täterdarstellung angeht.
Wer das von oben herab abstreitet, soll das bitte auch begründen.
Erwin Kostedde (Siegfried & Oi!) Beiträge:407 Threads: 42
26.06.2008 21:44
Passende Beispiele gabs gestern übrigens in der Dresdener Neustadt, wo es Überfälle auf Türkische Imbissbuden gab! Im Radio kommen Durschsagen, von wegen Türken platt machen...

Feier du mal ruhig deine Nationalmannschaft ab!
halbstark (giessen asozial) Beiträge:574 Threads: 84
26.06.2008 22:32
noch fragen?
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Kuzinho (Torpedo Lahngurken) Beiträge:409 Threads: 16
26.06.2008 22:36
würde auch gerne ein paar gedanke anmerken...

1. die NS-Zeit wird etwa wie folgt dargelegt:
- das deutsche volk hat sich von einigen irren verführen lassen, wodurch sich
das gesamte deutsche volk kollektiv der mittäterschaft schuldig gemacht hat.
dadurch, daß wir die sau (adolf hitler+co.) durchs dorf jagten haben wir uns
kollektiv seelisch gereinigt. der nationalstolz wurde bei diesem akt allerdings
gleich mit aufgeknüpft.

2. kulturelle identität
- neben einer biografischen identität besitzen menschen auch eine kulturelle identität.
diese besteht aus traditionen, gewohnheiten, weltanschauungen, die ähnlich wie die
luft die wir atmen, unsichbar doch stets vorhanden ist. eine solche kulturelle identität
kann nicht so einfach abgelegt werden. sie ist teil des menschen überall auf der welt.
die nazilehre in schule und tv hat uns deutschen allerdings beigebracht, daß da nix gutes
rauskommen kann, wenn deutsche sich zu deutschen werten bekennen. in folge dessen
verleugneten die deutschen ihre kulturelle identität, schämten sich ihrer und entwickelten
zunehmend ein große unsicherheit bezüglich allem, was als typisch deutsch gilt.
man stelle sich vor, anstelle des flecks im herzen, an dem bei vielen menschen
der welt ein stärkendes, stützendes gefühl der verbundenheit mit einer kultur steht,
gibt es bei den deutschen nur ein gefühl der unsicherheit, angst, schmerz, des zweifelns.

3. die identitätsstiftende wirkung des fußballs
- die deutsche fussballmannschaft trägt die deutschen farben. vor jedem spiel erfolgt das ritual
der nationalhymne. dadurch wird der fussballspieler zum repräsentanten der nation. er wird
zur identifikationsfigur für jedermann und zur projektionsfläche des bedürfnisses nach positiv
besetzter kultureller identität. endlich werden "deutsche tugenden" gepriesen! einsatzwille,
ordnungstreue, kammeradschaft, durchsetzungswille, durchschlagskraft usw. usf. sind plötzlich "gute"
eigenschaften, auf die der deutsch stolz sein kann. insofern hat der fußball eine außergewöhnlich
positive wirkung auf das seelenleben von millionen von deutschen herzen!

4. die kommerzielle ausbeutung/ kulturindustrie
- nun wird dem nach seelischer erleichterung lechzenden deutschen weißgemacht, daß dieses tolle
gefühl der positiven kulturellen identität nur unter bestimmten bedingungen erreicht werden kann.
folgt man diesen bedingungen nicht, ist das gefühl nicht vollkommen.
dazu gehört schminke, die passende uniform (1 Million verkaufte trikots zum stückpreis von ca 60€),
fahnen, das passende bier, süßigkeiten mit sammelbildern, usw. usf. die liste ließe sich quasi
unendlich fortsetzten. gleichzeitig schmückt sich die politik mit den weißgoldenen locken eines
schweinis. ist euch schon mal aufgefallen, daß bevor der bundestrainer etwas sagt, die bundeskanzlerin
ihre visage ins bild presst!? alle wollen profit machen mit dem spiel, auch wenn der profit aus umfrage-
werten besteht. dies ist eine entwicklung, die die positive wirkung des fussballs zunehmend aushöhlt.

fazit:
- an der identitätsstiftenden wirkung des fußballs ist nichts auszusetzten, da er die menschen glücklicher
macht. dass das bedürfnis nach kultureller identität bei vielen eine konditionierte reaktion
auslößt und mit hitler + vasallen assoziiert wird ist sehr traurig. dafür kann der fußball aber nichts.
daß sich wenige darin bestärkt fühlen ihrem nazi-unfung zu frönen, ist das häßliche gegenstück zur
heilsamen wirkung, die der fußball auf die allermeisten ausübt.
sascha stern (roter stern giessen) (Threadstarter) Beiträge:1255 Threads: 312
27.06.2008 10:05
also zum umgang mit der geschichte

was dagegen spricht.
ist die abschiebepolitik inklusive der das-boot-ist-voll-argumentation.
auch wird wieder von deutschen opfern (dresden 45) gesprochen, ohne zu reflektieren wie es dazu kam.
die bundeswehr wird auch wieder im inneren eingesetzt und geht gegen "eignen bürger" vor(g8).
als vor zwei jahren die broschüre "argumente gegen das deutschlandlied" wiederaufgelegt wurde, gab es auch keine inhaltliche auseinandersetzung damit, wie man meinen könnte wenn mit der geschichte gut bis hervoragend umgegangen würde, anstatt dessen wurde emotional dagegengeschossen.
auch der umgang mit der npd tendiert in die richtung, anstatt die partei politisch zu isolieren/bekämpfen, wird über verbotsverfahren nachgedacht, weil es sonst ja auffliegen könnte was es an inhaltlichen überschneidungen mit den "volksparteien" gibt.
auch wenn auf´m "dorf" wieder jagdt auf "ausländer" gemacht wird, wird auf einzeltäter verwiesen und (ganz wie früher) hat der rest nicht davon gewusst bzw. gesehen.
in nürnberg (ausgerechnet) dürfen neofaschisten auf dem bahnhofsvorplatz über mehrer stunden eine veranstalltung abhalten bei der 2 nazi-bands mit menschenverachtenden texten spielen dürfen, das ganz natürlich von der polizei geschützt.
ausserdem wurde mit dem neuen patriotismus im rücken eine "deutsch-quote" fürs radio wurde gefordert.

das sind nur einige wenige beispiel die mir in den kopf kommen.

zu den vergleich mit anderen staaten kann ich auch nur sagen das mir das scheissegal ist. sich drauf berufen das es andere auch nicht hinbekommen, ist keine entschuldigung für das eigene handeln.

und zu den vereinsfarben:
also jede_r hat die wahl sich ein vereinstrikot (oder schal) überzuziehen und sich somit zu einem verein zu bekennen.
bei den nationalfahnen sieht das anderst aus, manche menschen haben nicht die wahl und werden (egal welche "staatsangehörigkeit") von der party ausgeschlossen.
das im eifer des sieges, dann auch mal aramea und kurden dazu aufgefordert werden "nach hause zu fahren" ist mehr als zynisch, dass es auch ein wortschatz ist den die npd nutzt, ist dann keine überaschung mehr.

und um das nochmal mal klarzustellen. die strassen stehen nicht voll mit (nachwuchs-)nazis, es ist das ganz normal deutsche "volk". motor dafür ist der kollektive freudentaumel, das wirgefühl und da wird dann auch schonmal die strophe der hymne verwechselt und deutschland über alles gehoben (jup hier in giessen).

meine erinnerung an die wm 90 lassen auch nichts gutes erahnen, damals wurde auch alles rausgelassen und mit den nationalfahnen wurde es auch nicht so eng gesehen, da konnte man auch mal ne alte nehmen (sprich schwarz-weis-rot oder die reichskriegsfahne).
MirkoH (Torpedo Lahngurken) Beiträge:698 Threads: 126
27.06.2008 11:39
Ich denke, dass diese "Diskussion" hier zu nichts führt, da beide Argumentationsseiten auf ihrem Standpunkt beharren, den sie sich durch Medien oder Studien oder sonstwie gebildet haben, aber wie so oft liegt die Wahrheit doch irgendwo in der Mitte.

Fußball ist generell keine faschistische Veranstaltung und wird auch nicht dazu, indem sich die Leute Fahnen umhängen oder Trikots anziehen. In der Tat gibt es aber Gruppen, die sich dieses Phänomen des Fankults zu Nutzen machen, um im Namen des Fußballs ihren Fremdenhass auszuleben. Wenn man so argumentiert, dass ohne Fankult dieser Hass bei diesen Gruppen nicht geballt zu Tage kommt, dann ist das ein Argument, das sicherlich nicht ganz falsch und bedenkenswert ist. Die logische Konsequenz wäre alle sportlichen Großevents komplett zu verbieten. Alle Wettstreite zwischen Ländern von den olympischen Spielen bis hin zum Eurovision Songkontest, müsste man absetzen, um dem "Nationalstolz" der rechten Szene keine Plattform zu bieten. Und selbst dann bin ich sicher, gäbe es andere Wege für die "Neo-Nazis" ihren Hass auszuleben.

Auf der anderen Seite hat der Großteil der deutschen Fußballfans m.M.n. diesen Hass gar nicht in sich verankert und will sich einfach nur mit der Nationalmannschaft identifizieren, um positive Emotionen zu erleben und eine große Party feiern. Ein gutes Beispiel war doch die WM vor zwei Jahren. Vermutlich werde ich jetzt wieder mit irgendwelchen Links vollgeballert, die auf irgendwelche Artikel hinweisen, dass Hooligans sich während der WM geprügelt haben oder Angriffe auf Ausländer stattgefunden haben. Aber ich weiß ja nicht wie ihr das wahr genommen habt, ich habe beim Public Viewing in Köln, Münster und Bremen jedenfalls überall ein Völkerverbindenes Erlebnis gehabt. Da haben nach den Spielen Mexikaner mit Deutschen, Schweden mit Engländern u.s.w. gefeiert - die meisten in Nationaltrikots. Ich habe bei der großen Masse nicht einen einzigen Zwischenfall mitbekommen, dafür viele positive und bewegende Eindrücke auch außerhalb der Public Viewing Area mitgenommen (damit will ich nicht leugnen dass es vereinzelte Zwischenfälle gab, die ich nicht mitbekommen habe).

Ein weiteres Beispiel sind die vielen in Deutschland lebenden Ausländer, die vll. eine andere Identität haben, aber sich trotzdem das Deutschlandtrikot überziehen. Sie tun dies bestimmt nicht aufgrund eines Sicherheitsbedürfnisses, um nicht Opfer von Gewalt zu werden und sie würden sich das Trikot bestimmt nicht überstreifen wenn sie das Gefühl hätten, dass damit in der Masse rechtes Gedankengut gefördert wird. Sie tun es aus sportlichen Gründen oder aus der Nähe zur deutschen Kultur und Verbundenheit mit den Deutschen.

Statt den "normalen" Fußballfans das feiern mit ihrer Nationalmannschaft verbieten zu wollen, sollte man sich lieber Gedanken darüber machen, woher die Gewaltbereitschaft gegenüber Ausländern wirklich kommt und wie man diese bekämpfen kann. Der Fußball ist M.m.n nur der Auslöser, aber nicht die Ursache.

@der Andere: Ich weiß ja nicht aus welchem Dorf du kommst, aber ich komme auch aus nem Dorf und da wird bestimmt keine Jagd auf Ausländer gemacht. Da ein Einzelbeispiel zu pauschalisieren halte ich für unangemessen. Im übrigen würde ich mit dir drum wetten, dass Mindestens 95% der Fußballfans der Nationalmannschaft genauso gegen ein Konzert von rechten Bands auf dem Bahnhofsplatz ist wie du und ich auch, ich verstehe da nicht so ganz den Zusammenhang.
sascha stern (roter stern giessen) (Threadstarter) Beiträge:1255 Threads: 312
27.06.2008 14:53
ich hab auf Mügeln angespielt, da es mir aber in erster linie um die "ausrede" ging, hab ich den rest mal aussen vor gelassen. die ausrede (nicht davon gewusst bzw. gesehen) die auch viel benutzen werden nach den geschehnissen in dresden, hannover....
und das ist der springende punkt auf den ich dabei eigentlich hinaus wollte. der zusammenhang: es geht immer noch um die geschichtsbewältigung, ist das die strassen randvoll sind mit "fussballfans", und wenn 20 bis 50 leute n dönerladen angreifen oder ähnliches, schreitet niemand ein. es wird weggeguckt oder bestenfalls gegafft und da pauschalisiere ich nicht und eigentlich sollte man meinen das aus der geschichte klar hervorgeht was man mit weggucken erreicht, egal ob 95% oder mehr was dagegen haben.

der:stadtverordnete (SpVgg Transmanisches Fußballsyndikat) Beiträge:141 Threads: 19
27.06.2008 14:55
aus der gießener allgemeinen: "Einzig eine kleine Rangelei unmittelbar vor Spielende sorgte kurz für Aufregung. Nach Zeugenaussagen hatte ein deutscher Besucher türkische Zuschauer beleidigt und seinen Oberkörper entblößt, auf dem ein eintätowiertes Hakenkreuz zu sehen war. Die Polizei nahm den Mann - angeblich ein Skinhead - später fest." (ausschnitt. ganzer artikel im web:link
DennisB (Giessen Skyliners) Beiträge:469 Threads: 13
27.06.2008 17:05
Also dann sag ich auch nochmal kurz was dazu:

@ Kostedde, halbstark (4 links, ein inhalt, groß^^) und der:stadtverordnete:

Eure zahlreichen Beispiele (zwei bzw. mit gießen 3) gingen voll am Thema vorbei, weil:

Es ging um die Aussage eines Flyers, Public Viewing sei der erste Schritt zum Vierten Reich (klar formuliert).

Es ging NICHT um eine Verdrängung bzw. Leugnung rechtsradikaler Vorkommnisse, natürlich muss da hingeschaut und eingeschritten werden. Dass es in einem bevölkerungsreichen Land wie Deutschland zu VEREINZELTEN (lest mal eure eigenen Links durch) scheiß Ereignissen bei großen Menschenmassen kommt, ist leider kaum zu verhindern. Ich persönlich bin überrascht, wie wenig los war, was Schmähungen und Randale angeht.

Dazu beigetragen haben auch (im Regelfall) die vorsichtige Berichterstattung der Medien vor dem Spiel, sogar die Boulevardmedien beider (!) Länder haben Zurückhaltung vereinbart, um keine bösen Emotionen zu schüren.

So, nachdem nun hoffentlich klar ist, was hier das Thema ist (sry, wenn das arrogant klingt, aber gebe mir echt Mühe im Ausformulieren und krieg dann kurze, unpassende (FLYER FLYER FLYER) und unfreundlich festgefahrene Antworten zurück) nochmal kurz zum Rest:

Im Grunde gibt Mirko alles echt gut wider, Nazis, Sekten und was weiß ich sind überall , wo MEnschenmassen sind, so müsste man in der Tat alles abschaffen.
Genau hinsehen muss man dagegen in jedem Fall (hab ich zwar schon tausend Mal gesagt, aber hat ja bisher niemanden gehindert, mir schlimme Einzelfälle vor den Latz zu knallen).

Kuzi hat das auch ganz schön analysiert, der alte Psychologe

@der Andere:

Das mit dem GEschichtsumgang...die Asylpolitik ist in der Tat scheiße, wurde allerdings in ganz Europa verschärft. Gut ist sie deswegen noch lange nicht und diese Integrationstests sind völlig bekackt, aber es ist kein "Deutschlandphänomen". Trotzdem schlecht, das stimmt, ist auf jeden Fall ein heikles Thema.
Deutsche Weltkriegsopfer...nochmal schwierig. Dresden zB. war ja viel Zivilbevölkerung, soll man dt. Opfer, die teilweise sicherlich minderjährig oder regimekritisch waren, einfach verschweigen, weil ihr (vllt. nichtmal gewünschtes) Land unfassbar grausam agiert hat? Ist ja nicht so, dass nur noch von dt. Opfern die Rede wäre. Zu Geschichtsbewältigung gehört auf jeden Fall aber eine objektive und aufgeklärte Haltung dazu, und da fällt das mit rein. Sonst bist du wieder bei Propaganda. Übrigens werden die "Vertriebenenverbände" mittlerweile ja auch immer negativer dargestellt, da sind also auch positive Dinge da. Und die ausländischen / jüdischen Opfer fallen nie unter den Tisch.
Bundeswehr und G8...schwierig, wem man da immer Glauben schenken soll. Man kennt ja "schwarze Mobs" aber auch das Selbstverständnis der Bundeswehr. Dazu will ich mich deswegen nicht äußern / mir anmaßen das zu bewerten.
NPD- was willst du da machen? Als Rechtsstaat kannst du die nicht einfach "bekämpfen", wenn sie ne andere politische Meinung haben, auch wenns schade ist^^ Verbotsansätze sind doch schonmal ne Idee / n Anfang, ich mein was will man sonst machen? Und es wird definitiv viel versucht, um die zu isolieren und schlechtzumachen (--> sächsicher Landtag zB.)
Dorfjagd auf Ausländer...ich bitte dich, so weit sind wir noch längst nicht, und bis auf Mügeln wird da auch nicht grundsätzlich weggeschaut, im Nachhinein bekommen solche traurigen Aktionen auch eine hohe Medienaufmerksamkeit, um sowas anzuprangern.
Den Vereins/Landesfanpunkt find ich auch irgendwie unsinnig. Es gibt alternative WMs, ansonsten kann man ja auch zu sympathisierenden Ländern halten, oder was ist jetzt konkret das Problem?
Ich hab hier in Gießen übrigens gar nichts fremdenfeindliches mitbekommen, außer vereinzelte Schmährufe direkt während des Spiels von Besoffenen (oder Vollidioten), die sogar von den anderen Fans daraufhin bepfiffen wurden. Der friedliche deutschlandweite Verlauf geht ja sogar aus den vermeintlich schlimmen Links oben hervor (Polizeiberichte). Die sind auch noch mit Begriffen wie (nach Zeugenaussagen) etc. voll, das belegt auch mal wieder, das gerade in Deutschland NICHT immer weggeschaut wird.
gruß
sascha stern (roter stern giessen) (Threadstarter) Beiträge:1255 Threads: 312
30.06.2008 00:04
Erwin Kostedde (Siegfried & Oi!) Beiträge:407 Threads: 42
30.06.2008 13:11

0 Spieler online

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